Es kommt ein Geist in meinen Sinn,
… will mich durchs Leben tragen
Gedanken zum Pfingstfest – Von Holger Wieboldt
Auf der Suche nach einem guten, zum Pfingstfest passenden Gedanken bin ich einmal mehr bei Hans Dieter Hüsch fündig geworden, dem Poeten vom Niederrhein, der am 6. Mai 100 Jahre alt geworden wäre,
Kabarettist, Schriftsteller, Kinderbuchautor, Schauspieler, Liedermacher und noch vieles mehr, nicht zuletzt häufig und gern zitierter Texteschreiber „bei Kirchens“, dort, wo immer gute Texte gebraucht werden.
Wie dieses, Hüschs vielleicht bekanntestes, Gedicht.
„Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.
Gott nahm in seine Hände meine Zeit,
mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen,
das Elend und die Zärtlichkeit.
Was macht, dass ich so fröhlich bin in meinem kleinen Reich?
Ich sing und tanze her und hin vom Kindbett bis zur Leich.
Was macht, dass ich so furchtlos bin an vielen dunklen Tagen?
Es kommt ein Geist in meinen Sinn, will mich durchs Leben tragen.
Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält?
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt.“
Sind das gute Worte? Allemal.
Sind das auch passende Worte, nicht zuletzt im Kontext der Bahnhofsmission,
für Gäste wie für Gastgeber gleichermaßen? Ich meine Ja.
Pfingsten ist das Fest, an dem die Überraschung gefeiert wird.
Die Jünger Jesu bekommen mit einemal Mut, sich nach dessen Hinrichtung zu ihm zu bekennen
und anderen in ihnen fremden Sprachen die Frohe Botschaft zu verkündigen, „wie der Geist ihnen zu reden eingab“ (Apostelgeschichte 2, 4);
ein kleiner, versprengter Kreis von ganz unterschiedlichen Charakteren wurde zur Keimzelle der heute weltweiten Kirche, in ihren vielfarbigigen Konfessionen;
und in den über einhundert Bahnhofsmissionen landauf, landab in Deutschland kommen Menschen zusammen und bilden eine Gemeinschaft, die „draußen“ eher wenig miteinander zu tun haben.
Aber drinnen können sie, vergnügt, erlöst und befreit sein. Und das nicht nur an Pfingsten.
Ich mag diesen heiteren Unterton, der hier in den Zeilen von Hanns Dieter Hüsch anklingt.
Dass diese Heiterkeit möglich ist, auch unter widrigen Umständen, vermag Gottes Geist zu bewirken.
In diesem Sinne: FROHE PFINGSTEN!
