Als Antje T. einst bei der Bahnhofsmission anrief und nachfragte wegen einer ehrenamtlichen Mitarbeit schlug ihr zunächst Skepsis entgegen. An ihrer Stimme ließ sich möglicherweise hören, dass sie nicht zu den Jüngeren gehörte, die man immer gern in das Team aufnimmt. Seinerzeit war 70 die Höchstgrenze und ein schöner Anlass den oder die Ehrenamtliche in den Ruhe-Stand bei der Bahnhofsmission zu verabschieden. Da war Anje allerdings schon drüber, nämlich genau 10 Jahre, was heißt: sie bot ihre Mitarbeit an, als sie bereits 80 war.
Aber Skepsis, ja Ablehnung, ließ Dr. Antje T., einst Amtstierärztin am Frankfurter Flughafen, nicht gelten. Und so konterte sie: „Sie kennen mich doch gar nicht.“ Das sollte sich ändern. Antje stellte sich vor und war ab sofort Teil des Teams. Das war vor 5 Jahren.
Nun hat sie von sich aus ihren Abschied aus dem aktiven Dienst verkündet, als älteste Mitarbeiterin. Gern lassen wir sie nicht gehen. Denn mit ihrer freundlichen, verbindlichen und zuverlässigen Art war sie ein Gewinn, für uns Teamer, wie für die Gäste. Und wenn sie mal eine „Ansage“ machen musste, war die klar, unmissverständlich und nachvollziehbar.
Wir beide waren einmal nur zu zweit im Dienst. Haben, wie sie sich erinnerte, an jenem Tag eine regelrechte „Brötchenschlacht“ geschlagen, in der Küche, wie am Eingang und im Aufenthaltsraum.
Nun habe ich sie gefragt, was ihr in Erinnerung bleibt. Antwort: „Die „schlichten“ Helfer in unseren Teams, die sich im Allgemeinen nicht an den „akademischen“ Diskussionen beteiligen und problemlos Zugang fanden auch zu den „schwierigsten Gästen““, mit der „Gebrauchsanweisung“, die die Jahreslosung der Evangelischen Kirche für das Jahr 2024 ausgegeben hat: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1. Korinther 16, 14).
Nun also hat sich „die Mumie“, wie sie sich scherzhaft bezeichnet, nach fünf Jahren im aktiven Dienst verabschiedet, mit Häppchen, Kaffee und Kuchen.
Ein Wort habe ich ihr zum Abschied mitgegeben: „Lass dich ja in keinem anderen Ehrenamt erwischen, dann hättest du auch hier bleiben können.“ Aber bei Antje weiß man nicht, ob sie nicht vielleicht doch wieder irgendwo anruft und bei einer gewissen Skepsis am anderen Ende der Leitung kontert: „Sie kennen mich doch gar nicht.“ Und überhaupt: Was sind schon 85 Jahre, wenn man noch so flott unterwegs ist.
Danke, Antje, sagt die Leiterin unserer Bahnhofsmission, Karin-Stürznickel-Holst, und wir jüngeren Teamer, 70+ und darunter. Das war eine gute Zeit mit dir. Und – Adieu, geh mit Gott!
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